Viele Internet-Startups kommen aus dem kalifornischen Silicon Valley (Google, Yahoo, Plaxo, eBay, usw). Doch auch in der Schweiz entstehen immer mehr Web-2.0-Unternehmen (cyon.ch, infomaniak.ch, tilllate.com, local.ch, trigami.com, zattoo.com, wuala.ch). Diese profitieren von gut ausgebildeten Mitarbeitern, haben aber auch mit mangelnder Risikobereitschaft zu kämpfen.
25. Juli 2008, Neue Zürcher Zeitung
Die Vertreter der Schweizer Internet-Startups machten einen sehr glücklichen Eindruck, als sie sich vor einer guten Woche in der obersten Etage des Zürcher Bluewin Tower zwischen appetitlichen Tapas-Buffets versammelten. Gekommen waren sie zu Ehren von Mike Butcher, seines Zeichens der britische Vertreter des amerikanischen Blogs TechCrunch. Für die Internet-Branche ist TechCrunch der heilige Gral – wer auf dem Blog erwähnt wird, hat Aufmerksamkeit, Benutzer und oft auch Investorengelder auf sicher. Kein Wunder also, gaben die 40 anwesenden Startups sich alle erdenkliche Mühe, in Kürzestpräsentationen ihre Idee überzeugend zu verkaufen. Und Mike Butcher von TechCrunch gab sich danach pflichtgemäss beeindruckt von der Vielfalt und Qualität der hiesigen Startup-Szene.Mangelnde Vernetzung?
Das grosse Echo auf den Anlass im Bluewin Tower könnte aber auch Ausdruck eines Problems sein: Der Schweizer Internet-Szene fehle es immer noch an Vernetzung, meint Dominik Grolimund, Gründer von Wuala und Mitorganisator des TechCrunch-Treffens. Grolimunds Firma gehört zu den bekannteren Schweizer Internet-Startups. Die Gründer sind ETH-Absolventen, die den Inhalt ihrer Masterarbeit zur Firmenidee machten und nun ein neues System zur Speicherung von Files im Internet anbieten. Die Technische Hochschule ist denn auch einer der Gründe, warum Grolimund mit seinem Unternehmen in Zürich Altstetten und nicht im Silicon Valley domiziliert ist. «Die ETH liefert uns einen guten Pool von Leuten», sagt der junge Firmenchef. «Die sind zwar nicht günstig, aber dafür gut.»
Die mangelnde Vernetzung spricht auch Dania Gerhardt an, die zusammen mit ihrem Mann Gregory das Unternehmen Amazee gegründet hat. Amazee ist eine Plattform für gesellschaftliche Zusammenarbeit. Die Website erlaubt es, Projektideen zu veröffentlichen und Gleichgesinnte zu suchen, die bei der Umsetzung des Projekts helfen. Amazee sei die nächste Stufe des Social Networking, erklären die Gerhardts und zeigen ein Bild der berühmten Maslow-Bedürfnispyramide: Während klassische Social-Networking-Sites wie Facebook die Bedürfnisse der Menschen nach Freundschaft und Identifikation befriedigten, liefere ihnen Amazee die nächsthöhere Stufe: Einfluss, Anerkennung und Erfolg.